Trinidad nach Cienfuegos – Kuba Reiseblog Tag 11

Cienfuegos schöne Gebäude

Der neue Tag in Trinidad beginnt wenig erfreulich und soll die Abfahrt nach Cienfuegos erstmal etwas verzögern. Obwohl wir die ganze Zeit darauf achten keine rohen Dinge zu essen, hat es Carla nun offenbar erwischt. Sie fühlt sich nicht besonders und ist total schlapp. Obwohl wir den Vormittag ursprünglich nochmal in Trinidad verbringen wollten, fassen wir nun den Entschluss, nicht mehr allzu lange zu bleiben. Sie will sich allerdings nach dem Frühstück noch ein bisschen schlafen legen. Ich nutze die Zeit um nochmal auf eine kleine Fototour zu gehen.

Cienfuegos? Erstmal noch Probleme in Trinidad!

Als wir los wollen stellen wir fest, dass wir einen Platten haben. Der Junge aus der Casa hilft mir beim Reifen wechseln und fährt mit zur Werkstatt der Autovermietung, die sich zum Glück nicht weit entfernt befindet. Zu allem Überfluss muss sich Carla inzwischen übergeben. Die Oma aus der Casa nimmt sofort eine Schwangerschaft an und kümmert sich rührselig. Auch nach der Aufklärung der Situation um den nicht zu erwartenden Nachwuchs. Die Situation ist zwar insgesamt sehr unangenehm, aber dank der netten Gastgeber fühlen wir uns alle ein bisschen besser.

Derweil in der Werkstatt. Der kubanische Werkstattprofi flickt das Loch im Reifen mit einer Art Knete. Sieht nicht sehr vertrauenserweckend aus, scheint aber gut zu funktionieren. Ich hoffe dennoch, dass wir den nun als Reservereifen agierenden Flickengummi auf der weiteren Reise nicht mehr benötigen werden.

Wir bedanken uns bei unseren Gastgebern herzlich für die Hilfe. Danach packe ich Carla samt einer (leeren) fünf Liter Wasserflasche als Eimerersatz ins Auto. Das nächste Ziel ist Cienfuegos, die Fahrt soll spannend werden.

Die Stecke nach Cienfuegos bietet nicht allzuviel Interessantes. Möglicherweise liegt das aber auch an dem Häufchen Elend auf dem Beifahrersitz. Aber weil wir nicht schon genug mit uns selber beschäftigt sind, denkt wohl die kubanische Staatsgewalt sich auch noch was aus, mit dem sie uns überraschen können. An einem Punto de Control werden wir heraus gewunken. Natürlich werden wir wie die üblichen Touristen angesprochen. Dass wir auf spanisch antworten erzeugt eine kurze Verwirrung, aber die Kommunikation scheint sich nun etwas leichter zu gestalten.

Cienfuegos, weiße Linien und Polizisten-Geschenke

Es wird mir mitgeteilt ich hätte eine durchgezogene Linie überfahren. Wir können uns an ein solches Ereignis nicht erinnern, aber der Polizei soll man ja nicht widersprechen. Das Vergehen sei auf Video aufgezeichnet worden und ich müsse ein Strafe zahlen. Diese würde in den Mietvertrag eingetragen und vom Vermietungsunternehmen eingezogen. Ich stimme dem Verfahren zu, bitte den Beamten allerdings darum mir zu sagen, mit welchem Betrag ich hier entsprechend zu rechnen habe. Das möchte er mir nicht sagen, sondern bittet mich darum auszusteigen und ihn zu begleiten. Ich befürchte kurz eine standrechtliche Exekution, aber stattdessen finde ich mich schlagartig in der Anbahnung einer alternativen Zahlmethode wieder.

Der Beamte beschreibt mir, dass sein Kollege sich gut mit Computern auskennen würde und in der Lage sei, die Aufzeichnung des Vergehens zu „beseitigen“. Ich müsste dafür lediglich ein „Regalo“, also ein Geschenk machen. Dabei werden aber Kugelschreiber und Kleider nicht akzeptiert, wie das üblicherweise auf der Straße von Passanten gewünscht wird. Lediglich „effectivo“ also Bares wäre hier angebracht. Als absoluter Neuling in diesem Bereich gehe ich mit einem Startgebot von 1CUC in die Verhandlung. Innerlich bin ich überrascht, dass es kein Gegenangebot gibt sondern mein Vorschlag ohne weiteres akzeptiert wird. Ich bekomme den Mietvertrag ohne weitere Eintragung zurück und wir fahren als unbescholtende Urlauber davon. Wie wir später erfahren werden, sind wir hier wohl äußerst billig davon gekommen. Das führt mich zu der Annahme, dass auch die Polizisten hier noch Neulinge waren. Oder wir hatten einfach Glück an einem ansonsten recht beschissenen Tag.

Ankunft in Cienfuegos

Die Ankunft in Cienfuegos gestaltet sich wieder abenteuerlich. Carla hat nach mehrmaligem Auf und Ab an diesem Tag nun wieder einen Tiefpunkt erreicht. Ihr ist wieder übel und just vor der Casa in der wir später absteigen werden, wird der guinessbuchverrdächtige Versuch unternommen den restlichen Mageninhalt durch die Öffnung der oben angesprochenen fünf Liter Flasche unter Hochdruck in eben diese zu befördern. Für den ersten Versuch garnicht so schlecht. Allerdings auch noch nicht perfekt.

Ich kläre schnellstmöglich die Modalitäten mit den Casa Besitzern und wir sind uns schnell einig. Danach verfrachte ich Carla in das angebotene Zimmer und hänge das Moskitonetz auf. Einmal mehr soll sich herausstellen, dass es mit die beste Investition für diesen Urlaub war. Ich beschäftige mich dann abwechseln mit Lesen und Stechmücken killen. Um die zwanzig Stück haben es während der Installation unter das Netz geschafft. Dann ist erstmal Ruhe und Carla kann ungestört schlafen. Der ideale Zeitpunkt um sich mal einen kleinen Eindruck von der Stadt zu verschaffen.

Den Prado entlang zu schlendern ist ganz nett. Allerdings werden hier wohl gegen 22 Uhr die Bordsteine hoch geklappt. Zu sehen gibt es um die Uhrzeit nicht mehr so viel. Mir fällt auf, dass es sehr sauber ist und niemand auf der Strasse herum lümmelt. Der Casa Besitzer erzählt mir später, dass Cienfuegos schon immer die reichste Stadt auf Kuba war. Dort findet man viel „Elite“. Er selber ist Arzt. Ich will nicht sagen, dass die Stadt langweilig ist, dafür habe ich zu wenig gesehen, aber sie ist deutlich ruhiger als die anderen Orte, an denen wir bisher waren.

Armes Schwein auf dem Dach

Das einzig sonderbare hier ist das Schwein, dass auf dem Dach des Nachbarn festgebunden ist und in deinem zusammengeschusterten Metallkäfig vor sich hin brät. Ich finde das auf den ersten Blick recht martialisch, weil das Tier sich nicht aus dem „Stall“ entfernen kann. Auch Umdrehen ist scheinbar nur unter Schmerzen möglich. Dass das Gehäuse voll in der Sonne steht setzt dem ganzen noch das Sahnehäubchen auf. Der zweite Gedanke zuckt durch mein Gehirn wie ein scharfes Messer durch ein Schnitzel Wiener Art. Sollte das in unseren Landen vielleicht im Großen Stil ähnlich sein? Sollte es diesem Schwein vielleicht im Vergleich garnicht so schlecht gehen? Ich verdränge den Gedanken. Aber ich nehme mir vor, über meinen eigenen Fleisch-Einkauf nachzudenken.

Abendessen gibt’s heute nur für mich alleine. Der „Arzt“ empfiehlt für die Kranke Flüssignahrung in Form von Limo. Daran ist heute aber nicht mehr zu denken. Sie ist so schlapp, dass jede Bewegung vermieden wird. So ähnlich stelle ich mir Delirium vor. Warten wir die Nacht mal ab…

Jetzt erst eingestiegen? Hier geht’s zur ganzen Kuba Tagebuch Serie.

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