Wir erwachen nach einer ruhigen Nacht in Cienfuegos. Da es Carla schon besser geht, bleiben wir bei unserem Plan heute nach Havanna zu fahren. Aber erstmal ist Frühstück angesagt. Carla kommt mit um wenigstens ein bisschen Brot zu essen. Dazu soll es aber diesen Morgen nicht kommen.
Cienfuegos Start mit Hindernissen
Wir nehmen am reich gedeckten Frühstückstisch Platz. Aber nach nicht mal zwei Minuten wird es Carla schwarz vor Augen. Ich bringe sie wieder zurück ins Zimmer. Die Hausherrin fängt mich danach auf dem Flur ab und empfiehlt statt eines Medikaments das kubanische Äquivalent zu Sprite. Ich erinnere daran, dass es sich um einen Arzt-Haushalt handelt. Ich vertraue auf die fachkundige Meinung und bin positiv überrascht. Zitronenlimonade hilft scheinbar besser, als dieses ekelhaft schmeckende Elektrolyt-Zeug dass man in deutschen Apotheken bekommt. In Kombination mit einer reifen Banane ist Carla schnell wieder auf den Beinen und wir wagen den Aufbruch.
Damit wir wenigstens noch ein wenig von der Stadt mitbekommen, schlendern wir noch eine kurze Zeit durch die Gegend. Außer der „Alhambra“ haben wir in der kurzen Zeit nichts bemerkenswertes gefunden. Daher entschließen wir uns, nach einem kurzen Halt an der Küste, die Stadt zu verlassen.
Auf zur Schweinebucht – Bahía de Cochinos
Auf dem Weg zur Schweinebucht (spanisch Bahía de Cochinos) müssen wir noch tanken. Während die Zapfsäule geduldig die Liter zählt, lasse ich mich auf einen kurzen Small Talk mit einem Einheimischen ein. Er möchte unbedingt über den defekten Schlauch reden, den man zum Aufpumpen der Reifen nutzen kann. Es scheint ihn sehr mitzunehmen, dass gerade dieser Schlauch unbrauchbar ist. Ein interessantes Gespräch :-)
Von Reis…
Wir haben bisher gute Erfahrungen mit Anhaltern gemacht. Deshalb nehmen wir auch dieses Mal wieder jemanden mit. Es soll sich mal wieder lohnen. Wir bekommen erklärt, dass es sich bei dem was über längere Strecken auf der Straße liegt um Reis handelt. Dieser wird auf dem Asphalt zum Trocknen ausgebracht. Dort ist nur eine Seite der Fahrbahn nutzbar. Allerdings kommt es durchaus mal vor, dass man mit Gegenverkehr konfrontiert ist. Ob Kutsche oder Auto, die einzige Möglichkeit aneinander vorbei zu kommen ist auf den Reis zu fahren. Übrigens, seit diesem Tag wasche ich Reis, bevor ich ihn koche :-)
…und Krebsen
Und wir lernen noch etwas. Auf diesem Streckenabschnitt gibt es Bereiche in denen eine unzählbare Menge kleiner Krebse die Straße passieren. Man hat keine Chance allen auszuweichen. Selbst wenn man langsam fährt und es versucht verrät stetes knacken, dass man permanent welche erwischt. Die Krebse laufen nach erkannter Gefahr nicht etwa weg, sondern richten die Scheren nach oben und nehmen Deckungshaltung ein. Scharfe Schere, weicher Reifen. Das Ergebnis kann man sich ausmalen. Unser Mitfahrer erklärt uns zur Beruhigung, dass das hier aber kein Problem ist, weil die Krebse noch so klein sind, dass die Scheren den Reifen nichts anhaben können. Wenn wir aber mal einen größeren sehen sollten, so warnt er uns, dann sei bremsen und ausweichen die empfohlene Alternative.
Playa Giron und Playa Larga
Mit erreichen des Playa Giron sind wir an der Küste und am Beginn der Schweinebucht angelangt. Laut unseres Reiseführers kann man weiter östlich der Küste entlang besser Schnorcheln als in der Schweinebucht selber. Wir wollen das ausprobieren. Ein weiteres Mal bestätigt sich die Reiseführerproblematik. Um überhaupt an den Strand zu kommen sind 15CUC pro Person zu zahlen. Nur um ein bisschen zu schnorcheln ist uns das deutlich zu viel und wir fahren wieder zurück. Zwischen Playa Giron und Playa Larga finden wir unscheinbar am Straßenrand einen netten Platz, an dem man ungestört und ganz ohne Eintritt zu zahlen ins Wasser kommt.
Jagüey Grande
Als letzten Zwischenstop vor der Autobahn nach Havanna haben wir uns Jagüey Grande ausgesucht. Hier wollen wir noch eine günstige Pizza abstauben, weil wir vermuten, dass das in Havanna wohl nicht mehr so einfach werden wird. Was wir hier vorfinden beeindruckt uns allerdings in hohem Maße.
Das ganze Dorf ist auf der Straße und feiert. Vergleichbar mit einem Jahrmarkt gibt es Stände mit Essen und Fahrgeschäfte. Allerdings fühlt man sich zurückversetzt in eine Zeit, die man sonst nur von Bildern der Großeltern und Eltern kennt. Vor allem wegen der abenteuerlich anmutenden Fahrgeschäfte. Diese sind aus teilweise recht dünnen Metallstreben zusammengebastelt. Ohne jegliche Sicherungsfunktion würden diese Geräte wohl bei jeder deutschen TÜV-Prüfung sofort aus dem Verkehr gezogen. So aber nicht hier, wo teils sogar kleine Kinder auf haarsträubenden Geräten rumhopsen. Wir lassen den Trubel ein wenig auf uns wirken und rufen dann bei Mercedes an, um unsere Ankunft in Havanna anzukündigen.
Havanna
An Havannas (spanisch La Habana) Stadtrand angekommen irren wir zunächst ein wenig durch Guanabacoa und Regla, erreichen unser Ziel aber annähernd pünktlich. Wir hatten uns vor der Floridita verabredet und wir sind überrascht, wie zentral dieser Ort doch liegt. Unsere Unterkunft für die nächsten Tage liegt genau gegenüber.
Nachdem wir unser Gepäck in die Wohnung gebracht haben, fahren wir das Auto zum Hotel Sevilla. In der Stadt brauchen wir es nicht mehr und unsere Ausflüge der nächsten Tage haben wir mit dem Bus geplant. Wir kommen etwas zu spät, so dass das Büro schon geschlossen hat. Wir parken in der Nähe, damit wir es morgen früh sofort abgeben können, wenn geöffnet wird.
Nachdem alles erledigt ist gibt es Abendessen im Hanoi, nahe der Floridita. Wir sind die einzigen Gäste. Zu Essen gibt es viel, aber es ist nicht wirklich gut. Der Service ist schlecht. Zum Beispiel wird Brot berechnet, obwohl wir gar keines wollten und Wechselgeld wird falsch rausgegeben. Wir hatten sowas schon erwartet. Großstadt und reichlich Touristen – man kennt das ja auch aus anderen Ländern.
Der Tag endet mit einer Dusche in der neuen Unterkunft. Allerdings nur mit einem Messbecher statt mit fließend Wasser. Kendra* hat es noch nicht geschafft die Wohnung an einem ausreichend hoch gelegenen Wasserbehälter anzuschließen. So gibt es nur Wasser im Erdgeschoss und nicht im Bad im Obergeschoss.
* Kendra ist eine kubanisch-stämmige Freundin aus Hamburg. Ihr gehört die Wohnung in der wir während unseres Havanna-Aufenthalts unterkommen und sie ist selber für ein paar Wochen auf Kuba, so dass wir in Havanna auch einen ortskundigen Guide haben.
Ein paar Videos vom Jahrmarkt in Jagüey Grande kurz vor Havanna, Kuba
Jetzt erst eingestiegen? Hier geht’s zur ganzen Kuba Tagebuch Serie.